Projekttag zum Thema „Schule ohne Rassismus- Schule mit Courage“

In der letzten Woche vor den Sommerferien fand für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangstufe 9 ein Projekttag zum Themenschwerpunkt „Schule ohne Rassismus- Schule mit Courage“ statt. Zwei Projekte und die Fahrt nach Amsterdam ins Anne-Frank-Haus standen auf dem Programm.


Philip Schlaffer, der Ex-Neonazi und Präsident eines Rockerclubs, war über Jahre einer der führenden Köpfe in der rechten Szene. Der 44-jährige erzählte den Schülerinnen und Schülern authentisch und mitreißend, wie er ein Neonazi wurde und wie ihm nach 20 Jahren der Absprung gelang. Jetzt engagiert er sich im Verein Extremislos als Gewaltpräventionstrainer und berichtete von seinem Ausstieg aus der rechten Szene. Damit brachte er die Jugendlichen und Lehrerinnen und Lehrer zum Nachdenken.


Die Tätowierungen an den Armen und am Hals sind nicht zu übersehen, seine äußere Erscheinung fällt auf. Das Hakenkreuz ist mittlerweile überstochen worden und die SS-Rune einer HSV-Flagge gewichen. Philip Schlaffer hat eine bewegte Vergangenheit: Gewalt, Kriminalität, Drogen und Prostitution gehörten zu seinem Alltag, bis er nach seiner Entlassung aus der Haft 2016 endgültig den Absprung schaffte und sich seitdem besonders im Kampf gegen Rechtsextremismus engagiert.

Aussteiger 2

Sein Leben vor dem Ausstieg aus dem Extremismus und dem kriminellen Milieu bezeichnet er im Nachhinein als Albtraum, den er offen mit den Jugendlichen teilt. Unumwunden gibt er zu, dass er immer auf der Suche nach Anerkennung und Kameradschaft gewesen sei. Der allgegenwärtige Hass und der nur vorgetäuschte Zusammenhalt in der rechten Szene hätten ihn letztlich physisch und psychisch kaputtgemacht und schließlich den Anstoß für seinen Ausstieg gegeben. Seine Botschaften sind eindeutig: Hass schadet allen, Tätern und Opfern. Kriminalität lohnt sich nicht. Nutzt eure Chancen innerhalb unserer Demokratie, dann könnt ihr alles erreichen.

Den zweiten Workshop leiteten unter dem Titel „JuMu Schule“ Mohamed Labari und Michael Moses Sandler. JuMu ist eine Abkürzung und steht für Juden und Muslime in Deutschland. Bei dem Projekt „Vielfalt zum Anfassen- Schülerinnen und Schüler gegen Antisemitismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ stand der interreligiöse Dialog zwischen Muslimen, Juden und Christen im Mittelpunkt.

Michael Sandler, Jude und Sozialarbeiter aus Berlin, warf gleich zu Beginn Fragen auf, die die Jugendlichen zum Nachdenken brachten. So lauteten einige Fragen „Was ist jüdischer Rassismus?“ oder „Habt ihr schonmal jemanden gehört, der einen anderen als Juden beschimpft hat?“ Der Sozialarbeiter erklärte den Schülerinnen und Schülern zunächst grundlegende Begriffe des Judentums, ehe er auf seine eigene Geschichte einging, wie er selbst als Schüler Anfeindungen erleben musste und noch heute Menschen damit ein Problem haben, dass er Jude ist. Er spricht auch über sein jüdisches Leben in Berlin und seine vielen Projekte und Vernetzungen mit Muslimen. Leider wird in der Öffentlichkeit gesagt, dass Muslime und Juden nicht zusammenarbeiten könnten. Nach seiner Erfahrung ist das jedoch Unsinn. Denn er hat bereits unzählige Projekte in seiner jüdischen Gemeinde mit muslimischen Akteuren erfolgreich umgesetzt.

JuMu 1
JuMu 2


In dem Vortrag von Mohamed Labari, Leiter des Projekts „JuMu Schule“, ging es schwerpunktmäßig um Rassismus, gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit und Identität. Warum gibt es Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit auf dieser Welt?“ oder Warum gibt es einen jahrhundertlangen Zwist zwischen Orient und Okzident?“ lauteten Fragen, über die die Jugendlichen nachdenken sollten.

Im Zentrum dieses Workshops stand die Zusammenarbeit mit jüdischen und muslimischen Akteuren, die auch für alle anderen Religionen und Menschen offen sind und sich für das gegenseitige Verständnis, die Toleranz und den Frieden einsetzen und für gemeinsame Werte sensibilisieren wollen.

Die Fahrt nach Amsterdam und der Besuch des Anne-Frank-Hauses rundeten den Projekttag für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangstufe 9 ab. Zwei Klassen besuchten das Hinterhaus, das als Versteck unserer Namensgeberin und ihrer Familie diente. Die Jugendlichen nahmen zunächst an einem einstündigen Workshop teil, in dem sie die Geschichte der Familie Frank sowie der Familie van Pels und Fritz Pfeffer Revue passieren ließen. Danach hatten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, das Hinterhaus zu besichtigen. Besonders beeindruckt waren die Jugendlichen von der schmalen Treppe, die hinter einem Bücherregal ins Versteck führt und von dem beschwerlichen Alltag der Untergetauchten, der ihnen bei dem Rundgang vor Augen geführt wurde. Ein Highlight war am Ende der Ausstellung das Originaltagebuch von Anne Frank, das ihr Vater Otto Frank 1947 veröffentlichte und das in mehr als 70 Sprachen übersetzt wurde.